Zahnheilkunde
Was Sie wissen sollten
Probleme in der Maulhöhle können oft nur schwer erkannt werden, daher sollte jeder Hund und jede Katze mindestens 1x pro Jahr einer gründlichen zahntierärztlichen Untersuchung unterzogen werden.
Folgende Anzeichen weisen auf eine Zahnerkrankung hin und müssen unbedingt ernst genommen werden:
Mundgeruch
verändertes Fress- und Kauverhalten
Zurückgezogenheit
gerötetes Zahnfleisch
Zahnstein
abgebrochene Zähne
Zahnverfärbungen
Zubildungen der Mundschleimhaut oder des Zahnfleisches
Übrigens: Hunde und Katzen zeigen meist keine Zahnschmerzen, sie leiden still vor sich hin!
Unser Leistungsspektrum
Zahnstein
Zahnstein entsteht durch Mineraleinlagerungen aus dem Speichel in den Zahnbelag. Der an der Zahnkrone sichtbare Zahnstein ist da oft nur die Spitze des Eisberges. Viel dramatischere Auswirkungen hat aber Zahnstein, der sich unsichtbar unterhalb des Zahnfleischesrandes bildet. Hier sammeln sich Keime, die eine dauerhaften Entzündung auslösen, und dadurch den Abbau des Zahnhalteapparates verursachen. Eine effektive Entfernung ist nur mit speziellen Instrumenten in Narkose möglich. Anschließend müssen die Zähne poliert werden um die Neubildung von Zahnstein zu verlangsamen.
Parodontitis
Der Zahnhalteapparat dient der Befestigung der Zähne in der Maulhöhle und besteht aus dem Zahnfleisch, dem Kieferknochen und den parodontalen Fasern. Als Parodontitis wird die entzündliche Veränderung dieser Strukturen bezeichnet. Durch länger bestehende Entzündungen kommt es zum Abbau des Zahnhalteapparates und damit zum Verlust der betroffenen Zähne.
Die regelmäßige Untersuchung in Narkose mittels spezieller Instrumente und intraoraler Röntgenbilder ist essenziell. Veränderungen können so rechtzeitig erkannt und erfolgreich behandelt werden. Zähne können lang gesund erhalten werden.
In weit fortgeschrittenen Fällen kann durch Entzündungsprozesse so viel Knochengewebe abgebaut werden, dass es im Oberkiefer zum Durchbruch in die Nasenhöhle (oronasale Fistel) oder im Unterkiefer zu pathologischen Kieferfrakturen kommen kann.
Endodontie
Als unkomplizierte Zahnfraktur wird das Abbrechen eines kleinen Teils der Zahnkrone bezeichnet, wobei es nicht zur Eröffnung der Zahnpulpa (enthält Nerv und Blutgefäß) kommt. Dabei geht ein Teil der härtesten Schutzschicht des Zahnes - der Zahnschmelz verloren. Das darunterliegende Zahnbein liegt dann frei und der Zahn wird schmerzempfindlich. Durch kleine Kanälchen im Zahnbein kann es auch ohne direkte Verletzung der Pulpa zur Keiminvasion kommen. Dies kann in der Folge zum Absterben des Zahnes und zu aufsteigenden Infektionen im Kieferknochen führen. Eine Versiegelung des Zahnes vermindert die Schmerzempfindlichkeit und senkt das Risiko für Infektionen.
Verfärbte Zähne sind oft abgestorben und müssen geröntgt werden.
Bei einer komplizierten Zahnfraktur kommt es gleich zu einer direkten Eröffnung der Zahnpulpa. Der Zahnnerv liegt frei und es kommt zu einer leichten Blutung. Dies kann am Anfang sehr schmerzhaft sein - die Hunde speicheln vermehrt und fressen schlechter. Die Folge ist immer eine Infektion und ein Absterben des Zahnes! Hier herrscht immer Handlungsbedarf, um unnötige Schmerzen zu vermeiden! Ein Zahn mit eröffneter Pulpa muss entweder einer Wurzelkanalbehandlung unterzogen oder extrahiert werden. Durch eine Wurzelkanalfüllung können wichtige Zähne lebenslang schmerzfrei erhalten bleiben. Auch bei abgebrochenen Milchzähnen bedarf es dementsprechender medizinischer Versorgung.
Zahnfüllungen werden mithilfe von modernster zahnmedizinischer Technik durchgeführt. Wir verwenden spezielle rotierende Feilen zur schonenden und sicheren Aufbereitung von allen Wurzelkanälen.
Kieferorthopädie
Die bleibenden Eckzähne brechen zwischen dem 5. bis 6. Monat durch. Das ist ein wichtiger Zeitpunkt, an dem bei Verdacht auf eine Fehlstellung eine zahntierärztliche Untersuchung stattfinden sollte. Je früher Fehlstellungen behandelt werden, desto rascher und unkomplizierter stellt sich die kieferorthopädische Korrektur dar.
Aus Tierschutzgründen werden nur medizinisch relevante Zahnfehlstellungen korrigiert. Rein ästhetische Korrekturen werden nicht durchgeführt.
Caninusfehlstand: Ein Fehlstand der Eckzähne des Unterkiefers stellt eine der gravierendsten und häufigsten Fehlstellungen im Hundegebiss dar. Die Eckzähne stehen entweder nur zu steil, oder auch zu weit hinten (Rückbiss), sodass die korrekte Verzahnung zwischen Ober- und Unterkiefer nicht möglich ist. Durch den Fehlstand kommt es zum schmerzhaften Einbiss in den Gaumen.
Kieferchirurgie
Kieferfrakturen sind meist die Folge eines heftigen Traumas - wie zum Beispiel durch eine Bissverletzung oder einen Autounfall. Bei kleinen Hunderassen kann durch eine lange nicht behandelte parodontale Erkrankung, der Kieferknochen so weit geschwächt werden, dass es auch bei normaler Belastung zu einer Fraktur kommt.
Tumore und orale Umfangsvermehrungen
Zubildungen in der Maulhöhle müssen nicht immer bösartiger Natur sein. Sie können auch gutartige Prozesse darstellen - wie zum Beispiel Zahnfleischwucherungen durch nicht behandelte Entzündungen des Zahnhalteapparates. Kauläsionen entstehen durch wiederholte Quetschungen der Maulschleimhaut und führen ebenfalls zu Umfangsvermehrungen.
Wichtig ist schnelles Handeln, um möglichst rasch zu einer Diagnose und Therapie zu kommen.
6% der bösartigen Tumore des Hundes finden sich in der Maulhöhle. Am häufigsten kommen maligne Melanome, Plattenepithelkarzinome und Fibrosarkome vor. Leider werden sie oft spät entdeckt, da die betroffenen Hunde nicht gleich Symptome zeigen. Erste Hinweise können Verweigerung von Kauartikeln, vermehrter - manchmal blutiger- Speichelfluss, einseitiges Kauen oder übler Maulgeruch sein. Regelmäßige Untersuchungen der Maulhöhle helfen, Veränderungen in einem frühen Stadium zu erkennen. Je früher die Diagnose gestellt wird, desto besser sind die Heilungschancen.
Bei Verdacht auf einen Tumor steht an erster Stelle eine Gewebeentnahme (Biopsie), um eine Diagnose zu stellen. Erst dann sind Aussagen über das biologische Verhalten des Tumors möglich. Ein genaues Tumorstaging wird meist mittels Untersuchung der regionären Lymphknoten, einer Blutuntersuchung und einer Computertomografie des Kopfes sowie der Lunge durchgeführt. Basierend auf diesen Untersuchungen ergeben sich dann die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten.
Zahnresorptionen bei der Katze
Eine Erkrankung mit vielen Namen: FORL - Feline Odontoklastische Resorptive Läsion, FOPS - Feline oropharyngeal pain syndrom, Neck Lesion, Tooth Resorption usw. Dabei kommt es durch körpereigene Zellen zur Auflösung von Zahnhartsubstanz. Der Prozess beginnt anfangs unbemerkt im Bereich der Zahnwurzel und schreitet dann in Richtung der Zahnkrone fort. Die Ursachen hierfür sind noch immer nicht restlos geklärt. Man weiß aber, dass 70% aller Katzen über 3 Jahren davon betroffen sind. In der Regel sind mehrere Zähne gleichzeitig erkrankt. Sobald die Veränderungen die Zahnkrone betreffen und hier regelrechte Löcher entstehen, wird es für die Katzen äußerst schmerzhaft. Die einzige Therapieoption ist hier die Zahnextraktion um unnötige Schmerzen zu vermeiden, da die Resorptionsvorgänge nicht aufgehalten werden können.
Es werden 2 Typen unterschieden - bei Typ 1 stehen entzündliche Prozesse des Zahnhalteapparates im Vordergrund und die Zahnwurzel wird nur teilweise abgebaut. Bei Typ 2 hingegen wird die Wurzel in Knochengewebe umgebaut und kann im fortgeschrittenen Stadium nicht mehr gezogen werden. Nur mit Hilfe des dentalen Röntgens kann hier die richtige Diagnose gestellt und die korrekte Therapie eingeleitet werden.
Gingivostomatitis
Katzen, die unter dieser Erkrankung leiden, sind meistens durch die starken Schmerzen in ihrem Allgemeinbefinden stark eingeschränkt. Sie fressen wenig, speicheln vermehrt und putzen sich nicht. Insgesamt entsteht das Bild einer chronisch kranken Katze mit struppigem Fell, die still vor sich hin leidet. Die Ursache liegt - neben zahlreichen Viruserkrankungen (z.B.Herpes, Calici, FeLV, FiV) - vielfach an unentdeckten Zahnerkrankungen oder zurückgebliebenen Zahnwurzelresten.
Die Therapie stellt in erster Linie eine umfangreiche Zahnsanierung dar - die aufgrund der hochgradigen entzündlichen Veränderungen der Schleimhäute hohe Anforderungen an den behandelnden Zahnarzt stellt. Eine Röntgenuntersuchung ist unbedingt erforderlich um das Verbleiben von Wurzelresten ausschließen zu können. Nur durch vollständige Extraktion aller erkrankten Zähne und manchmal sogar aller Backenzähne kann die Erkrankung unter Kontrolle gebracht werden. Alternative Ansätze - wie entzündungshemmende Medikamente oder Immunmodulatoren machen immer erst im Anschluss an eine Zahnsanierung Sinn. Aufgrund der Komplexität dieser Erkrankung sollten die betroffenen Patienten nur in die Hände von Spezialisten gelegt werden. Die Erfolgsquote bei fachgerechter Therapie ist dennoch gut. In zirka 80% der Fälle kommt es zur Abheilung durch die Zahnextraktionen. Ungefähr 13% brauchen zusätzlich medikamentelle Therapie und nur 7% zeigen wenig bis keine Verbesserung.